bad staffelstein - sagen und geschichten


Pass auf !!!

 

Der Bürgermeister von Staffelstein hatte einen wunderschönen Kanarienvogel und das ganze Städtlein war stolz auf diese Seltenheit. Aber eines Tages, als man die Türe des Käfigs öffnete, flog der Vogel davon. Die ganze Bevölkerung wurde aufgeboten und alles suchte eifrig. Damit er nicht der Stadt entweichen könnte, wurden alle Stadttore geschlossen. Wer etwas Verdächtiges merken sollte, musste laut „Pass auf!“ rufen. So schrie alles vom Morgen bis zum Abend: „Pass auf!“ Doch den Vogel erwischten sie nicht, und als gar die Nacht einbrach, da stellten sie müde das Suchen ein. Sollte der Vogel trotz der geschlossenen Tore doch einen Ausweg aus der Stadt gefunden haben? 

 

(Quelle: Wippenbeck A., Es war einmal, Coburg 1949)


Der Ritter zu Staffelstein

 

An der Außenseite der Staffelsteiner katholischen Kirche befindet sich im Winkel zwischen dem östlichen Strebepfeiler und der Westwand der Antoniuskapelle das Grabmal des „Staffelsteiner Ritters“. Es muss von einem bedeutenden Bildhauer, wohl in der zweiten Hälfte des 14 Jahrhunderts, geschaffen worden sein und es vermittelt trotz der Verwitterung einen starken Eindruck. Zwei auswärtsgekehrte, mit dem Bart nach oben gerichtete Schlüssel schmücken das Wappenschild und ein Topfhelm über der rechten Schulter des dargestellten Ritters trägt als Wappen einen bärtigen Altmännerkopf. Neuere Forschungen haben ergeben, dass dieses Grabmal einem Herrn Plapper gesetzt worden war. Im Volk aber hält sich hartnäckig die Sage vom Schlüsselberger Kreuzritter.

 

Die Schlüsselberger besaßen eine große Burg, die einst in Staffelstein gestanden haben soll. Der Burgherr schickte, wie viele andere edle Herren dieser Zeit auch, seinen Sohn mit einem Kreuzzug ins Heilige Land. Während der Abwesenheit des jungen Schlossherren wurde die Burg überfallen und zerstört. Der Graf konnte sein Leben retten. Was ihm geblieben war, war nur die Hoffnung auf die baldige Rückkehr seines Sohnes. Meist verbarg sich der arme, alte Graf hinter einem Busch, da er sich seiner Armseligkeit und Hilflosigkeit schämte, und spähte in die Ferne. Endlich nun kam der langersehnte Tag. Es näherte sich eine Reiterschar, angeführt von dem jungen Grafen. Da eilte der Alte mit erhobenen Armen seinem Sohn entgegen. Der aber erkannte den Vater in seinem wüsten Zustand nicht. Er hielt ihn für einen Räuber und der junge kampfgewohnte Ritter schlug ihn mit dem Schwert nieder. In diesem Augenblick stammelte der Alte: „Mein Sohn, was tust Du?“ An der Stimme erkannte der heimkehrende Herr von Schlüsselfeld seinen Vater. Liebevoll hob er den Verwundeten auf und trug ihn auf den Schultern hinab nach Staffelstein. Dort pflegte er den kranken Vater in aller Herzlichkeit und schenkte ihm seine ganze Liebe, so dass der alte Graf bald wieder gesund wurde.

 

In dem Wappenkopf will man den alten Vater, der von seinem Sohn getragen wird erkennen.

 

(Quelle: Karl H., und Scheller H., Staffelsteiner Chronik, Staffelstein 1905 Mayerhöfer J., Staffelsteiner Inschriften zur Geschichte der Stadt 850 Jahre Marktrecht, Staffelstein 1980)