Der Schatz im Innern des Berges
Tief im Innern des Staffelberges ist in einer unzugänglichen Höhle ein großer Schatz verborgen. Alle hundert Jahre öffnet sich zu mitternächtlicher Stunde an Johanni der Berg und gibt für eine Stunde den Weg zu den unterirdischen Räumen frei.
Doch nur Sonntagskindern ist es möglich, in das Berginnere zu schauen. Einmal wurde in einer solchen Nacht ein junger Schäfer durch ein donnerndes Dröhnen aufgeschreckt. Da er an einem Sonntag geboren war, konnte er den geöffneten Berg betreten. Angezogen und geblendet von den unermesslichen Reichtümern, die er vorfand, wurde er immer tiefer in den Berg gelockt. Ehe er sich seine Taschen voll Gold und Edelsteine stopfen konnte, war die kurze Frist von einer Stunde verstrichen.
Mit einem Dröhnen schloss sich der Berg wieder und versperrte dem Schäfer den Weg ins Freie. Hundert Jahre lang musste er warten, bis sich der Berg wieder öffnete.
Als alter Mann verließ er diese Stätte, seine Taschen leer, er brauchte keine Reichtümer mehr.
(Quelle: Sigrid Radunz, Der Staffelberg 2001)
Die Querkele
In der Querkeleshöhle des Staffelberges wohnten einst kleine Wesen, Querkele genannt. Sie waren hilfreich und freundlich zu jedermann. Bei den Menschen waren sie gern gesehene Gäste, denn sie verrichteten manche Arbeit, halfen bei Krankheiten und wussten Rat bei allen schwierigen Aufgaben.
Am liebsten kamen die Querkel in die Dörfer an den Tagen, an denen die Bäuerinnen Klöße kochten. Denn die rohen Kartoffelklöße, heute noch eine fränkische Spezialität, waren das Leibgericht der kleinen Wichte. Weil sie die Klöße gar zu gern aßen und nicht genug davon kriegen konnten, stahlen sie sich manchmal sogar einen aus dem Kochtopf.
Die Frauen wussten dies und duldeten es stillschweigend, hatten sie doch auch manchen Vorteil von den Querkeln. Eine geizige Bauersfrau aber gönnte den Querkeln die Gabe nicht und so zählte sie ihre Klöße ab, ehe sie in den Topf eingelegt wurden. Die Querkele merkten dies sogleich und blieben den menschlichen Wohnungen fern.
Eines Tages hörte man ein Wehklagen vom Staffelberg her und in der gleichen Nacht zogen die guten Zwerge vom Staffelberg fort. Sie verließen mit Sack und Pack ihren Berg und zogen hin zum Maintal. Als sie bei Hausen das Mainufer erreichten, ließen sie sich vom Fährmann über den Fluss setzen.
Sie zogen wortlos den Banzberg hinauf und wurden nie mehr gesehen.
(Quelle: Sigrid Radunz, Der Staffelberg 2001)
Der Fisch im Staffelberg
Wo heute der Staffelberg in die Höhe ragt, war vor Jahrmillionen das große Jurameer. Das Wasser des Meeres ist zwar verschwunden, doch tief im Staffelberg ist ein großer See geblieben. In diesem unterirdischen Gewässer lebt ein riesengroßer Fisch.
Er ist so groß, dass er seinen Schwanz im Maul halten muss, um im Berginnern Platz zu haben. Sollte den Fisch eines Tages die Kraft verlassen, so dass er den Schwanz loslassen müsste, würde dieser mit mächtiger Kraft den Berg zerschlagen.
Das Wasser im Staffelberg aber würde das ganze Frankenland überfluten und in ein unheimliches Meer verwandeln, wie es einstmals war.
(Quelle: Sigrid Radunz, Der Staffelberg 2001)
Wie die Kapelle auf dem Staffelberg kam
Man weiß nicht genau, wann die erste Kapelle auf dem Staffelberg errichtet wurde, doch man erzählt sich, dass die Stelle, auf der dieses Gotteshaus heute steht, durch ein Wunder bestimmt wurde. Ursprünglich wollte man nämlich die Kirche auf den Alten Staffelberg bauen.
Jede Nacht aber trugen Engel die Bausteine und alles Material, das am Bauplatz lag, auf den Staffelberg. Selbst als die Wände schon ein Stück emporgemauert waren, fand man am nächsten Tag dieses Mauerwerk auf dem Plateau des Staffelberges.
Schließlich entschloss man sich, der Kapelle den Platz zu geben, den der Himmel für sie ausersehen hatte.
(Quelle: Sigrid Radunz, Der Staffelberg 2001)
Der hilfreiche Rabe
Als besondere Schwierigkeit beim Bau der Kapelle erwies sich, dass man Baumaterialien wie Sand und Wasser erst vom Tal auf den Berg transportieren musste. Da fiel es einem Maurer auf, dass häufig ein Rabe zur Baustelle kam, der aus seinem Schnabel Sand rieseln ließ.
Der neugierige Arbeiter folgte unbemerkt dem Vogel und beobachtete, dass dieser in das Querkelesloch flog. Als der Mann nachforschte, fand er am Boden der Höhle Dolomitsand. Wegen dieses Sandvorkommens konnte man sich den mühsamen Transport vom Maintal herauf ersparen.
Als Dank für die Hilfe des Raben malte man sein Bild über die seitliche Eingangstür der Kapelle.
(Quelle: Sigrid Radunz, Der Staffelberg 2001)
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